Die Agoraphobie gehört zum Kreis der
Angst- und Panikstörungen, also den sogenannten Phobischen Störungen. Am
ehesten erkennt man eine fortgeschrittene Agoraphobie an der Angst davor, das
Haus zu verlassen. Die Befürchtungen beziehen sich auf Menschenmengen, das
Bus-/Bahnfahren, öffentliche Plätze, Supermärkte, die Schule, das Büro oder
andere Räume. Die Agoraphobie ist übrigens die berühmte "Platzangst",
die gerne mal mit der Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) verwechselt wird.
Typisch für die Agoraphobie ist also das Vermeidungsverhalten der
angstauslösenden Situationen. Dabei kann allein schon der Gedanke an bestimmte
Orte das Herz zum Rasen bringen. Schnell ist klar: "Das geht nicht!"
Mit der Angst verbunden sind vegetative Reaktionen, also Herzrasen, flache
Atmung, angespannte Muskeln, Schweißausbrüche, Schwindel und/oder Übelkeit.
Hinzu kommt beim Betroffenen das Gefühl, ausgeliefert zu sein oder keine
Kontrolle über die Situation zu haben. Außerdem typisch ist die Angst davor, im
Notfall keine Hilfe zu bekommen oder sich zu blamieren.
Eine Agoraphobie ist nicht einfach nur Angst, sondern eine Angststörung. Die
Angst wird deutlich stärker und intensiver wahrgenommen und taucht in
eigentlich ungefährlichen Situationen auf. Der Betroffene übertreibt dabei
nicht, er entscheidet sich auch nicht bewusst für seine Reaktion. Deswegen
helfen kluge Ratschläge oder unter Druck setzen kein Stück weiter.
Die Ursache der Agoraphobie kann vielfältig sein. Oft gibt es eine
"Urangst"-Situation, also ein einmaliges Erleben von Kontrollverlust.
Das kann zum Beispiel eine drohende Ohnmacht im Bus sein, der Tod eines nahen
Angehörigen, Scheidung oder Trennung, Mobbing, finanzielle Sorgen, berufliche
Probleme oder Konflikte. Kennzeichnend ist wie gesagt das Gefühl, die Kontrolle
verloren zu haben. Je mehr Vermeidungsverhalten gezeigt wird, desto deutlicher
breitet sich die Agoraphobie aus. Der Teufelskreis beginnt.
Angststörungen können allerdings relativ gut behandelt werden. In einer Psychotherapie
lernt man, sich den angstauslösenden Situationen zu stellen und den Grund der
Angst zu finden. Auch Antidepressiva können eingesetzt werden. Ziel der
Therapie ist es, sich wieder frei bewegen zu können. Dazu gehört zum Beispiel
die Wiederaufnahme alter Hobbys oder die Wiedereingliederung in den Beruf. Die
erste Anlaufstelle ist auch hier der Hausarzt (kürzere Wartezeiten und dadurch
erstmal schnellere Ersthilfe) oder ein niedergelassener Psychotherapeut.
In akuten Angstsituationen hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass die Angst wieder abnehmen wird. Betroffene werden teilweise sehr kreativ, beißen auf Chilischoten oder riechen an einem starken Duft (wie Lavendel). Auch Bewegung hilft, denn in Angstsituationen ist der Körper voll mit Adrenalin, das abgebaut werden muss. Oft reicht es auch, mit einer vertrauten Person zu sprechen: "Ich habe Angst." Entspannungsübungen können helfen, müssen aber gut geübt sein, um in der konkreten Angstsituation erinnert werden zu können.