Die dämlichsten Sprüche, die du dir anhören musst, wenn du psychisch krank bist

 1.     „Ich will dir doch nur helfen.“

Leute, ernsthaft. Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint. Ich weiß, ihr meint es alle nur gut, aber eure Hilfe hilft oft genug gar nicht und ist im schlimmsten Fall schädlich. Also, wenn ihr unbedingt helfen wollt (und das wäre großartig, denn ich bin auf eure Hilfe angewiesen), dann habt entweder telepathische Fähigkeiten, oder fragt mich doch einfach, was ich gerade brauche. Ich händige euch gerne eine Liste aus. Denn wenn ich eins über habe, dann sind das nervtötende Hobby-Psychologen, die irgendwo mal auf RTL gesehen haben, dass Konfrontationstherapie am besten bei Angststörungen ist. Nach eurer tollen Hilfe geht’s mir nämlich mit 80 %iger Wahrscheinlichkeit schlechter als davor. Interessiert euch nicht? War mir oft genug schon klar. Denn vielen von euch geht es nur darum, sagen zu können: „Ich wollte doch nur helfen. Aber wenn du meine Hilfe nicht willst, kann ich auch nichts machen.“ Doch, kannst du. Hör‘ zu. Bevormunde mich nicht. Ich weiß, was ich brauche. Du nicht. Achso, und ganz besonders beschissen ist es übrigens, wenn ihr hinter meinem Rücken Pläne für mich schmiedet. Wenn ihr mir helfen wollt, weiht mich ein. Wenn ihr das nicht könnt, seid ihr offensichtlich feiger als ich. Denn hinter meinem Rücken über mich zu sprechen führt nur zu einer Sache: Maximalem Vertrauensverlust. Und den kann ich bei euch nicht gebrauchen. Denn ich brauche euch. Und ihr seid die Letzten, die übriggeblieben sind.

 

2.     „Du musst doch keine Angst haben.“

Was? Ehrlich?! Oh Mist, wenn ich das früher gewusst hätte. Leute, mal ganz im Ernst: Ich weiß, dass ich vor Zügen keine Angst haben muss. Oder vor dem Supermarkt. Oder der Uni. Ich bin gestört, ich bin nicht blöd. Der Spruch führt übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass es mir noch schlechter geht, weil er mich auf meine Angst fixiert. Ich meine, warum kommt der Satz eigentlich meist dann, wenn ich gerade dabei bin, meine Panik auszuatmen und wieder runterzukommen? Danke für die Starthilfe zum Austicken, wir heben in wenigen Minuten ab.

 

3.     „Du bist immer so negativ.“

Ich bin nicht negativ, ich habe gerade nur das Gefühl, gleich zu sterben! Ich mimimi rum? Ja, tut mir leid, ist halt gerade so. Nein, ich will nicht allen die Stimmung verhageln. Nein, ich will keine Aufmerksamkeit. Ich will, dass meine Lunge wieder genug Luft bekommt und mein Magen sich beruhigt. Ich bin nicht negativ. ICH BIN HIER GRADE AM VERRECKEN!

 

4.     „Du weißt doch auch nicht, was du willst.“

Doch, im Gegenteil zu dir, weiß ich ganz genau, was ich will. Ich weiß meistens sogar ganz genau, wann ich es will. Wenn ich den Spruch höre, will ich dir oft genug eine in die Fresse geben. Aber nichts für Ungut. Wieso denkst du also, dass ich nicht weiß, was mein Herz begehrt? Weil ich es nicht durchziehe. Weil ich meine Ziele nicht erreiche. Weil ich schon an den einfachsten Handgriffen scheitere. Weiß ich, danke. Oder vielleicht manchmal auch, weil du nicht zuhörst? Weil wir oft genug genau das Gegenteil von dem tun, was ich eigentlich will? Weil ich mich durchbeißen muss? Weil ich psychisch gestört bin und gar nicht für mich selbst sorgen kann? Weil man mich gar nicht ernstnehmen kann? Doch, kann man. Und ich will, dass du dir solche Sprüche sparst.

 

5.     „Komm‘ halt mal wieder runter.“

Ich bin ganz ruhig. Ich bin so ruhig. Ich bin nur gerade voll am Ausrasten, weil mein Herz rast, alle meine Muskeln verkrampfen, mein Magen sich für seine Entleerung bereitzumachen scheint und meine Lunge verlernt hat, wie sie eigentlich funktioniert. Klar, ich komm‘ gleich wieder runter. Nur für dich.

 

6.     „Du warst schon wieder nicht dabei.“

Ganz ehrlich, ich führe Liste über alle Aktivitäten, bei denen ich mal wieder nicht dabei war. Du musst mir das nicht sagen. Ich mache mir die Vorwürfe schon selbst. Ich weiß, dass das Leben da draußen abgeht und nicht bei Netflix auf der Couch. Aber mal andersherum. Weißt du eigentlich, wie wichtig du mir sein musst, damit ich überhaupt für dich das Haus verlasse? Weißt du das zu schätzen? Ich weiß, dass ich bei den meisten Sachen nicht am Start bin, ich sitze dann meistens auf meinem Sofa und bin sauer auf mich selbst. Also, danke für den Hinweis, mein schlechtes Gewissen ist dadurch noch größer geworden.

 

7.     „Du versaust dir dein ganzes Leben und verlierst alle deine Freunde und wenn du nicht aufpasst, wirst du alleine sterben.“

Ehrlich, der beste Spruch von allen! Nicht. Ich meine, was soll der bewirken? Soll er motivierend sein? Ist er nicht. Soll er mich wachrütteln? Herrgott, ich kenne meine Ausgangslage. Soll er mir verdeutlichen, dass du dich bald zurückziehen wirst, weil du genug von mir hast? Reisende soll man nicht aufhalten. Was aber bewirkt der Spruch in der Realität? Schnappatmung. Instant-Heulkrämpfe. Traurigkeit, die dir die Seele auffrisst. Depression. Super gemacht. Du hast es mit wenigen Worten geschafft, dass es mir noch beschissener geht. War das dein Ziel? Dann hast du es ja erreicht.

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